Kranke Rinder lösten einen Volkszorn aus und liessen den Fluorkrieg eskalieren

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Kranke Rinder lösten einen Volkszorn aus und liessen den Fluorkrieg eskalieren

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Kranke Rinder lösten einen Volkszorn aus und liessen den Fluorkrieg eskalieren

Aargauer Zeitung - 12. September, 2013

Peter Rombach

Die Neujahrsblätter thematisieren die Auseinandersetzungen um das Aluminiumwerk am badischen Rheinufer. Gegen 1600 Arbeitsplätze bot die Fabrik zu ihren Glanzzeiten, die Kritik fand nur wenig Gehört

Vierzig Jahre lang sorgten Fluor-Emissionen aus der am badischen Rheinufer stehenden Aluminiumfabrik für Ärger und Protestaktionen im unteren Fricktal. Absterbende Waldzonen und kranke Rinderbestände lösten einen Volkszorn aus, die Industrie akzeptierte nur zögerlich Schadenersatzzahlungen.

«Der Fricktaler Fluorkrieg in Rheinfelden und Möhlin» bildet denn auch ein umfangreiches Thema im Werk Rheinfelder Neujahrsblätter 2014.

Der Autor Henri Leuzinger, Journalist, Fotograf, Experte für Raumplanungs- und Baurechtsfragen, leistete umfangreiche Recherchearbeiten und musste dabei eine Fülle an Informationsquellen studieren und auswerten.
Kurz vor dem Aus

Die Fluor-Problematik geriet fast in Vergessenheit, nachdem 1991 die Aluminium-Produktion und damit die Elektrolyse aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt worden war. Damals stand das Rheinfelder Aluminiumwerk am badischen Rheinufer, welches 1998 noch sein 100-jähriges Bestehen gefeiert hatte, vor dem Aus.

Der Alusuisse-Konzern wollte den Betrieb liquidieren, weil die Gewinnmargen zurückgingen und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vor allem aus der damaligen Sowjetunion und anderen Ostblockstaaten preiswerteres Aluminium-Metall auf den Markt kam.

Doch Henri Leuzinger widmet sich in den Neujahrsblättern vor allem jener Zeit, als Bauern, Behörden und Forstleute gegen die starken Fluorbelastungen anrannten, bei Politikern im Aargau wie im Bund wenig Unterstützung fanden. Trotz offensichtlicher Schäden bei Nutztieren, Kulturen und Wäldern.

Als die Stumglocken läuteten

Weil wenig Resonanz erfolgte, kam es im Mai 1955 zur Gründung einer Fluor-Kommission in Rheinfelden und Möhlin wegen der «wenig kooperativen Haltung» des Aluminiumkonzerns.

Leuzinger skizziert die «harte Haltung der Industrie» und nennt das Jahr 1958: «Der Fricktaler Fluorkrieg eskaliert.» Die Fluorkommission organisierte am 22. Juni eine Protestkundgebung, «die Sturmglocken läuteten in allen Kirchen des Bezirks Rheinfelden», heisst es in der Leuzinger-Dokumentation.

Was vielleicht in Vergessenheit geriet: Anschliessend besetzten Fricktaler Bauern mit ihren Traktoren die Rheinfelder Rheinbrücke, was den Durchgangsverkehr total stoppte. «Dann kam es aber nicht dazu, dass die Demonstration mit den militant formulierten Spruchbändern und Plakaten direkt an die Werkstore der Aluminium zieht.»

Auf 42 Seiten mit zahlreichen Quellenangaben stehen in den Neujahrsblättern 2014 vielfältige Hintergrundinformationen zum Fricktaler Fluorkrieg. Die Bücher der Neujahrsblatt-Kommission gibt es im Rheinfelder Buchhandel zum Preis von 29 Franken zu kaufen.

SOURCE:
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/f ... ld.1807313

SEE: Die Fluorschäden im unteren Fricktal (1959)
https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=s ... 9:101::687
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